Projektwochenenden von www.musiktreff.info in der Musikakademie Hammelburg
Berichte aus 2006, 2007 & 2008
...:: 2008 ::...
HAB_Acht! - Nachberichterstattung
Jaaaa, ich weiß, er ist ziemlich nüchtern geworden diesmal. Aber nach dem Feuerwerk an Albernheiten im letzten Jahr wollte ich ihn mal
ganz anders machen, ein bisschen so wie den für's LJBO. Also bitte sehr, da ist der Artikel über Hab_acht.
High Noon. 12 Uhr. Hoch steht die Sonne am wolkenlosen Firmament. Kein Lüftchen regt sich, die Hitze drückt. Die Luft scheint schier zu
flirren. Reglose Körper liegen auf den steinernen Stufen des Rondells im Innenhof der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg.
Doch plötzlich: In die Stille hinein erklingt eine Melodie. Eine einsame Trompete spielt das „Lied vom Tod“…
So ist es tatsächlich geschehen! Naja… fast. Die leblos scheinenden Körper sind natürlich nur Musiker, die in ihrer wohlverdienten
Mittagspause eine kleine Siesta halten. Sie gehören zu einem ganz besonderen Klangkörper: Das sinfonische Blasorchester, in welchem sie
spielen, besteht komplett aus Mitgliedern eines Internetforums.
Musiktreff.info, so der Name des Forums, ist die größte Internetplattform für Blas- und Militärmusik im deutschsprachigen Raum. Von den
über 7700 Mitgliedern des Forums trafen sich vom 1.-3. August zum nunmehr vierten Male 105 Musiker aus den unterschiedlichsten
Bläsermusikbereichen, um unter der Anleitung eines renommierten Dirigenten drei charakterlich unterschiedliche Werke der sinfonischen
Blasmusik einzustudieren.
Musikalischer Leiter war zum bereits dritten, aber leider auch letzten Mal Peter Vierneisel, welcher neben dem Polizeiorchester
Brandenburg auch das Landesjugendblasorchester Sachsen leitet.
Wie auch in den vergangenen beiden Jahren prägte ein Komponist dieses Wochenende: Pavel Stanek. Der Musikverlag Rundel ermöglichte den
Musikern ein einmaliges Erlebnis: Die Erstaufführungen gleich zweier Werke des tschechischen Komponisten. Neben „Adagio Espressivo“,
einem Stück, welches eindrucksvoll die klangliche Vielfalt eines Blasorchesters demonstriert, lag der Schwerpunkt vor allem auf dem
zweiten Satz des neuen Tubakonzertes aus Staneks Feder. Die Rolle des Solisten übernahm der Solotubist der Dresdner Philharmonie, Jörg
Wachsmuth. Mit seinem Können, seiner Hingabe und seiner offenen Art spielte er sich auf Anhieb in die Herzen aller Anwesenden. Aber
nicht nur er bereicherte das Orchester am Samstag, auch Thomas Rundel persönlich kam in Hammelburg vorbei, um sich ein genaues Bild
dieses von ihm geförderten Projektes zu schaffen.
Das dritte eingeübte Stück stammte nicht von Pavel Stanek und war vielen Teilnehmern aus ihren Musikvereinsprogrammen bereits bekannt:
„Moment for Morricone“, eine von Johan de Meij komponierte Zusammenstellung bekannter Melodien aus dem Film „Spiel mir das Lied vom
Tod“. Trotz des Bekanntheitsgrades des Werkes gelang es Peter Vierneisel, den Musikern immer neue Aspekte des Stückes aufzuzeigen. Mit
gekonnten Vergleichen und präzisen Hinweisen schaffte er es, wie auch in den vergangenen beiden Jahren, dem ganzen Orchester zu immer
wieder neuen Erkenntnissen und Höchstleistungen zu verhelfen. So ist die Trauer über seinen Weggang zu verstehen, auch wenn er damit
dem Projektorchester die Chance geben möchte, von anderen Dirigenten etwas zu lernen. Aber jeder Abschied ist ja auch ein Anfang, und
so beginnt nun vorerst die Suche nach seinem Nachfolger (oder einer Nachfolgerin…?) und im nächsten Jahr eine neue Zeit des Lernens,
Erfahrens und Erlebens.
Besonders kreativ war man in diesem Jahr bei der Zusammenstellung der (freiwilligen) Kleingruppen. Am Samstagabend erfreuten nicht nur
die obligatorische böhmisch-mährisch-Gruppe, Blechbläser- und diverse Holzbläser-Ensemble die Zuhörer, es wurde auch etwas ganz
besonderes, gewisser Maßen eine weitere Uraufführung, geboten. Hierbei handelte es sich um ganz besondere Arrangements von „Alte
Kameraden“ und dem „böhmischen Traum“ – beide Stücke wurden unter tosendem Beifall von einem viele Mitglieder zählenden
Blockflötenensemble präsentiert.
Natürlich kam auch das gemütliche Beisammensein nicht zu kurz, und so wurden die Abende nicht nur zum Kleingruppenspiel, sondern auch
zu intensivem Austausch und dem Knüpfen neuer Freundschaften genutzt. Überhaupt zeichnete sich dieses Wochenende erneut durch die
beeindruckend kameradschaftliche Atmosphäre aus, auch neue Teilnehmer wurden schnell in den Kreis der „Hammelburg-Erfahrenen“
aufgenommen.
Ein Punkt wurde bei der Verabschiedung am Sonntagnachmittag besonders in den Mittelpunkt gerückt: Sowohl die komplette
Organisationsarbeit als auch die Einübung der Stücke mit Hilfe der Registerführer fand völlig ehrenamtlich statt. Dieses Konzept
bewies sich bereits in den letzten Jahren und wird auch vom 7. - 9. August 2009, wenn dieses Treffen an bewährtem Ort seinen fünften
Geburtstag feiern wird, fortgesetzt werden. Bis dahin gibt es zwar noch viel zu tun, aber bei allen überwiegt die Vorfreude: Auf das
Wiedersehen vieler bekannter, aber auch neuer Gesichter, auf die reizvolle Umgebung, auf konzentriertes Arbeiten auf hohem Niveau und
nicht zuletzt auf die Freude an der Musik und am Musizieren. Aktiv ausgelebt wird diese Vorfreude natürlich da, wo sich die Musiker in
der Zwischenzeit treffen: Auf http://www.musiktreff.info, dem Forum, welches sie zusammengeführt hat. Und die ersten Pläne für die
neuen Kleingruppenbesetzungen sind auch schon wieder entstanden…
Quelle: http://vom-leben-gelernt.blogspot.com
...:: 2007 ::...
Nach HAB 2005 (54 TeilenehmerInnen) und 2006 (75 TeilnehmerInnen) toppte HAB 2007 das Bisherige mit 110 (!) MusikerInnen.
Auch 2007 stand das Projektorchester unter der bewährten Leitung von Peter Vierneisel. Seine Auswahl der Werke spannte auch diesmal
einen weiten Bogen: "Imagasy" von Thiemo Kraas, 2. Satz aus "Songs from the East
End" von Pavel Stanek (von ihm wurde 2006 der `St. Thomas Choral´ erarbeitet) & "Wizard of Oz" von Harold Arlen,
arrangiert von James Barnes.
Was sich einem Aussenstehenden nicht sofort erschliesst: `Imagasy´ war in mehrer Hinsicht etwas
Besonderes: Wir erhielten die Noten absolut druckfrisch, bevor sie eigentlich auf dem freien Markt zu erhalten waren (dem Verlag Rundel, der
musiktreff.info sehr wohl gesonnen ist, sei Dank!). Zum Vorabversand der Noten reichte es diesmal nicht, sodaß alle vom
Blatt spielten und so mit dem jedem Ton auf das Klangerlebnis gespannt waren. Mal abgesehen davon, dass das Stück genial ist,
bescherte es uns noch ein weiteres Highlight: Der 23jährige Thiemo Kraas höchstpersönlich war das Wochenende vor Ort und hat uns über
sich, die Entstehung des Werkes (IMAGination & fantASY) und seine Art zu komponieren erzählt. Alle lauschten
gespannt seinen Ausführungen und waren total begeistert. Es war schon etwas Besonderes, VOR dem Komponisten des Werkes zu bestehen.
Auch für Thiemo war es eine tolle Erfahrung zu sehen, mit welcher Begeisterung sein `Kind´ gespielt wurde.
Freitagabend stand der Felsenkeller wieder ganz unter dem `Böhmisch-Märischen´ Motto: Ganze Archive standen bereit, um von Begeisterten
dargeboten zu werden.
Trotz stundenlangen Probens (Orchester-, Register- und Kleingruppen-Proben) wurde am Samstagabend bis 2.00 Uhr (zumindest ging ich dann
ins Bett) Musikalisches in allen möglichen und unmöglichen Besetzungen der unterschiedlichsten Stilrichtungen dargeboten.
Selbst Peter Vierneisel war von dem Enthusiasmus und Durchhaltevermögen beeindruckt. Zwei `Geburtstagskinder´ erfreuten
sich außerdem um Punkt Mitternacht an liebevoll vorgetragener Ständchen.
Am Sonntagvormittag wurden alle drei Stück nochmals angespielt und für den `Hausgebrauch´ aufgenommen. Irgendwie muss man sich ja bis
HAB 2008 über Wasser (oder besser die Erinnerungen gegenwärtig) halten. Einen umso erfreulicheren Abschluss fand dieses Event, da Peter kund tat,
dass er auch 2008 in Hammelburg den Taktstock schwingen wird! Nun der
Count-Down läuft!
Das stand dazu in der Presse.
...:: 2006 ::...
www.musiktreff.info - Musik verbindet – von der virtuellen zur realen Welt.
Muss das Internet zwangsläufig zu einer Vereinsamung in der Gesellschaft führen? Vom 25.-28.08.06 konnte man sich vom
Gegenteil überzeugen. Das weitaus größte deutschsprachige Internetforum für Blasmusik,
www.musiktreff.info mit dem Motto mitfragen, mithelfen,
mitreden, hatte zum zweiten Mal zu einem Projektwochenende in die Bayerische Musikakademie nach Hammelburg
eingeladen. Die Besonderheit liegt darin, dass sich die 74 Teilnehmer und der Dirigent bis auf wenige Ausnahmen nicht
persönlich kannten, sondern nur über das Internet, über das auch die gesamte Organisation im Vorfeld abgewickelt wurde.
Von der Einladung über die Anmeldung bis hin zur Stimm- und Zimmerverteilung wurde alles virtuell gesteuert.
Zwei Ziele standen im Vordergrund der Veranstaltung. Das für ein Internetforum übliche Treffen zum realen Kennenlernen
und Vertiefen zwischenmenschlicher Beziehungen. Gleichberechtigt dazu stand ein qualifizierter musikalischer Anteil im
Bereich der sinfonischen Blasmusik.
Allmählich wuchs die Anspannung bei den Teilnehmern, die Neuen fragten sich, was sie wohl erwartet und die bewährten
aus dem letzten Jahr, die wieder kommen konnten, fragten sich, kann es noch einmal so gut werden, wie im Vorjahr?
Doch als der musikalische Leiter, Herr Peter Vierneisel, Dirigent des Landespolizeiorchesters Brandenburg und, neben
anderen Orchestern auch Dirigent des Landesjugendblasorchesters Sachsen (Auswahlorchester), sich, seine Intention
für das Projekt und die Auswahl seiner ausgesuchten, anspruchsvollen Werke darstellte, war sofort klar, dass hier ein
Mensch ans Werk geht, der mit sehr hohen fachlichen und persönlichen Qualitäten, aber auch Ansprüchen, in einer
begeisternden Art und Weise sehr viel erreichen wird.
Als Literatur wählte er drei Stücke aus: den „St. Thomas-Choral“ von Pavel Stanek, einen vermeintlich
einfachen Choral, mit dem er dem Orchester einen eigenen sinfonischen Klang zu verleihen wusste. Dabei vermittelte er das,
was ihm der Komponist in einem persönlichen Gespräch nach einer CD-Aufnahme mit seinem Profiorchester sinngemäß sagte,
„Endlich hat nach den vielen Aufnahmen einmal jemand erkannt, was ich mit diesem Stück ausdrücken will.“. An diesem
Beispiel stellte er auch dar, dass symphonische (auch Blas-)Musik sehr oft ihren Ursprung in Volksweisen, hier aus Böhmen,
bezieht.
Als zweites Stück studierte das Orchester ein Medley der bekanntesten Melodien aus dem Film „Titanic“ ein,
ursprünglich komponiert von James Horner und arrangiert von Takashi Hoshide, mit welchem Herr Vierneisel den
Musikern zeigte, dass auch gut arrangierte Unterhaltungsmusik einen äußerst sinfonischen Charakter haben kann.
Den krönenden Abschluss bildete „Arche Noah“ von Bert Appermont, ein typisches Originalwerk moderner
sinfonischer Blasmusik, welches alle Facetten dieses Genres umfassend beinhaltet. Gerade vor diesem Stück herrschte auf
Grund des gehobenen Schwierigkeitsgrades zu Beginn der Proben noch großer Respekt, den Herr Vierneisel aber geschickt
in Zuversicht und Spielfreude verwandeln konnte.
Eine Besonderheit dieses Orchesters bestand nicht nur darin, dass es Musiker aus ganz Deutschland, Österreich und der
Schweiz, sondern auch aus unterschiedlichen Alters- und Leistungsstufen vereinte, die sich zu Hause im Selbststudium
bereits mit den Werken befassten. Es war zu Beginn keineswegs ein homogener Klangkörper, sondern repräsentiert den
bunten Querschnitt des Forums vom Anfänger bis zum Berufsmusiker.
Die musikalische Einstudierung oblag nicht nur dem künstlerischen Leiter, sondern auch den Registerführern, die, teils
studiert, teils Amateure, die Satzproben sehr erfolgreich leiteten. Nur im abgestimmten Zusammenwirken war es möglich,
innerhalb dieser kurzen Zeit eine derartige Leistung erbringen zu können.
Die Abende gehörten dem geselligen Beisammensein, welches natürlich auch nicht ohne musikalische Untermalung ablief. So
schaffte es am Freitag Abend eine Gruppe Musiker, den Tag stimmungsvoll mit böhmisch-mährischer Blasmusik
ausklingen zu lassen, während der Samstag Abend im Zeichen der kleineren Ensembles stand. So kamen musikalische
Beiträge u. a. vom Hornsextett, einem Blechbläserquintett, einem Klarinettenseptett mit zusätzlicher Unterstützung von
zwei Bassklarinetten und, man höre und staune, einem reinen Bassklarinettenquartett.
Trotz der kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen beim Einspielen noch müde, aber anschließend hoch motiviert und
konzentriert an die Aufnahme der erarbeiteten Stücke. Zusammen mit den vielen Bildern, die man als Forenmitglied
(die Registrierung ist kostenlos) zum Teil auch auf
www.musiktreff.info besichtigen kann, werden diese Aufnahmen als Erinnerung für alle Teilnehmer dieses
erlebnisreichen, ja genialen Wochenendes dienen.
Sowohl Organisatoren als auch Teilnehmer waren einhellig der Ansicht, dass dieses Treffen den Status eines Experiments
gegen den einer Tradition eintauschen wird. Und obwohl dieses Wochenende viel zu schnell verging und jetzt alle wieder in
ihre heimatlichen Musikvereine und -kapellen zurückgekehrt sind, nimmt jeder seinen Teil des musikalischen Teamgeistes und
des Erlernten mit nach Hause - und trägt ihn weiter!
Abschließend gingen Dankesworte an die Bayerische Musikakademie Hammelburg für die idealen Rahmenbedingungen, an alle
Teilnehmer für die wunderbare Stimmung, an die Registerführer für ihren Einsatz, an Herrn Vierneisel für die lehrreichen und
unheimlich effizienten Proben, an die Organisatoren für all die Mühe, die sie in dieses perfekt durchgeplante Treffen
investiert haben, und natürlich speziell an den Forenmaster von
www.musiktreff.info, Claus-Dieter Ziegler.
Wer weiß, vielleicht wird die / der Eine oder Andere angeregt, dem Blasmusik-Forum einen Besuch abzustatten und sich mit
Beiträgen an den Diskussionen zu beteiligen. Vielleicht sieht man sich ja beim nächsten Projektwochenende in Hammelburg?
In diesem Sinne: www.musiktreff.info macht Freu(n)de - mach mit!
Quelle: www.musiktreff.info
Das stand dazu in der Lokalpresse:
Main
Post (PDF, ca. 1,94 MB) &
Saalezeitung (PDF, ca. 540 KB)
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